Erinnerungen an eine kleine Tour zum Sonnenuntergang vor, und das ist wirklich maximaler Zufall, auf dem Tag genau einem Jahr. 365 Tage.
Nach einem Fotojob im immer wieder wunderschönen Allgäu verabredete ich mich noch mit Freunden zum Essen, quasi ein kleiner Nachmittags-Snack und fragte dabei, weil ich noch Zeit und viel Lust hatte, ob jemand eine Idee für eine Tour zum Sonnenuntergang hätte. Außerdem wollte ich einen neuen Rucksack ausprobieren.
Nadine schlug den Besler am Riedbergpass vor und fügte hinzu: „Heute ist der einzige Tag, an dem ich in dieser Woche die Hausarbeit erledigen kann, heute ist aber auch der einzige Tag in dieser Woche, an dem ich eine kleine Tour unternehmen könnte.“ Und zack, waren wir zu zweit.
Ich und die Rucksäcke
Ich hatte mich in letzter Zeit, mal wieder, intensiver mit der Frage „Equipmenttransport in unwegsameren Gelände“ beschäftigt und einige, ganz viele, Rucksäcke verglichen, probiert und mich schlussendlich für einen neuen Rucksack entschieden. Diesmal kein spezifischer Kamerarucksack, obwohl ich auch die anfangs noch auf dem Schirm hatte. Aber da ich mal weg von fstop, von denen ich wohl so ziemlich alles habe, wollte, weil ich mit der Innovationskraft innerhalb der Mountain Serie und der gelieferten Qualität zum aufgerufenen Preis in den vergangenen Jahren nicht mehr zufrieden bin und die Qualität des Tragesystems, rückblickend betrachtet, wohl immer nur toleriert habe. Wenn man halt nicht weiß, was es sonst noch so gibt. Hmm, naja, aber ich schweife schon wieder ab. Ist aber auch ein spannendes Thema – könnt‘ ich mich mit beschäftigen, wie andere mit Autos.
Dazu, Rucksackwahl, Konstruktion, Lastabtragung, weshalb, warum, wozu, vielleicht ein anderes Mal mehr.
Kennst du Tatonka?
Naja, wo waren wir stehen geblieben? Rucksack. Ich hatte ein neues Modell – einen Tatonka Yukon 50+10 – und wollte mal probieren, ob damit alles so funktioniert, wie ich mir das gedacht habe.
Voll verrückt, Nadine kannte Tatonka, ein Unternehmen aus Bayern (Dasing), als Marke und fragte mich, als sie meine neueste Errungenschaft erblickte, wie ich ihn finde, weil sie auch gerade auf der Suche ist und von Tatonka, mit Blick auf Qualität, Nachhaltigkeit und Preis auch schon viel Positives gehört hat.
Ich konnte dazu noch nicht viel sagen, aber war ein bisschen verwundert. Bis jetzt kannte noch (fast) niemand – in meiner Bubble – Tatonka.
Bei der Frage nach Rucksäcken fallen eher so Namen wie Deuter, Osprey, Gregory, Ortovox oder Vaude und wenn man die Fotografen dazu nimmt noch fstop, EVOC, Thinktank mit Mindshiftgear oder Lowepro.
Ich fand’s jedenfalls cool.
Los geht’s
Dann machten wir uns flugs fertig, was eigentlich mit dem Aufsetzten des Rucksacks erledigt war und rannten so kurz nach 19.00 Uhr los.
„Alter Schwede, was für eine Geschwindigkeit, das ist ja richtig anstrengend, hoffentlich halt ich in dem Tempo bis zum Gipfel durch?“, dachte ich mir nach den ersten paar hundert Metern. Das ging solange bis wir Esel passierten und Nadine fragte, warum wir denn eigentlich so rennen? Puuh, zum Glück. Vielleicht war das mit den Eseln aber auch ein Zeichen? Fortan ging es mit gemäßigtem Schritttempo voran und es blieb noch Luft zum Quatschen.
Spontan
Wir sprachen dabei über anstehende Projekte, Social Media, das Leben und anstehende Unternehmungen. Dies und das eben. Näher ins Detail zu gehen, ist hier nicht notwendig. Außer vielleicht bei den anstehenden Unternehmungen. Nadine erzählte von ihrer geplanten Alpenüberquerung, die sie eigentlich im Vorjahr schon machen hätte wollen und jetzt wahrscheinlich wieder nicht klappt.
Ich so: „Hä, warum, die Tour klingt doch richtig spannend, woran liegt’s?“ „Irgendwie will niemand mit.“ „Ich wär‘ sofort dabei, wenn’s sich’s zeitlich irgendwie ausgeht.“ kam es aus meinem Mund, ziemlich Christian typisch, ohne Nachzudenken, was das eigentlich bedeutet: Alpenüberquerung zu Fuß.
Die Idee wächst
Ab jetzt sprachen wir auf dem Weg nach oben eigentlich über nichts anderes mehr, hatten Ideen, machten uns Gedanken über die Logistik und ach ja, ganz wichtig, den Termin. Immerhin ist ja auch schon der 31. Juli 2020 und noch nichts organisiert. Spoiler: wir starteten am 8. September 2020 die Alpenüberquerung
Nebenbei haben wir noch ein bisschen fotografiert, die tiefstehende Sonne voll ausgenutzt und ein paar Bilder im Influencer-Style gemacht. Alles tipptop. Hashtag: #läuftbeiuns
Ausblicke zum Sonnenuntergang
Irgendwann, nach knappen 40 Minuten, waren wir oben angekommen, standen am gut besuchten Besler, etwas später am Beslergrat und schließlich, ganz alleine am Beslerkopf.
Jemand genoß die Sonne, und den Sonnenuntergang, und jemand fotografierte bisschen hektisch rum, stellt irgendwann fest, dass er den ganzen Filterkram und Stativ völlig umsonst dabei hatte und dass auch der Zugriff auf das Equipment noch etwas Optimierung vertragen könnte – auch wenn er, dank des genialen Tragesystems quasi auf dem Weg nach oben überhaupt nicht spürte, dass er Fototechnik dabei hat.
Blick auf die Ausrüstung
Außer einer Jacke, Stativ und, ich glaube, drei Objektiven sowie ein paar Filtern war auch nichts weiter im Rucksack. Das war vielleicht ein bisschen so, wie wenn man mit einem LKW eine Kiste Bier und ein paar Äpfel transportiert.
Impressionen vom Sonnenuntergang
Voll schwierig, finde ich, die Bildauswahl, vor allem wenn die Bildausbeute mal wieder etwas höher war. Welche Bilder zeigt man, wenn man eigentlich alle zeigen möchte, welche passen gut zur Story und welche lässt man weg?
Ich mach‘ das gerne mit einer gut gemixten Galerie.
Alpenüberquerung, was!?
Unterbrochen vom Sonnenuntergang – man ey – widmeten wir uns wieder dem Schwerpunkt-Thema unserer Konversation: Pläne machen für die Alpenüberquerung. Der Gedanke daran gefiel mir jetzt schon so richtig gut.
Bis ich, voller Vorfreude und maximal begeistert, vielleicht aber sogar nur in einem Nebensatz, erwähnt habe, dass ich eigentlich noch nie großartig Bergwandern war, und … „Du warst was?“ unterbrach mich Nadine und fügte hinzu: „Vielleicht sollten wir erst mal eine Probetour machen?“
Oh je, jetzt wurde mir ein bisschen mulmig und ich hielt kurz inne. Hatte ich etwa einer Mount Everest Besteigung zugestimmt? Ich dachte, wir laufen nur quer über die Alpen. Das wird schon gehen, was auch sonst, bis jetzt ging ja immer alles, was ich wollte, dass geht.
Auf der anderen Seite hatte ich auch überhaupt keine Ahnung, wie anstrengend es ist, an sechs Tagen am Stück, jeweils ungefähr 20 km mit ungefähr 1.000 Höhenmeter hoch und 1.000 Höhenmetern runter, das war das Streckenprofil, zu wandern – oder ob es überhaupt anstrengend ist?
Mir fehlen schlicht die Erfahrungswerte, um zu wissen wo ich stehe, bei den zum Kategorisieren verwendeten Schwierigkeitsgraden: Leicht – Mittel – Schwer. Ist etwa leicht für mich schwer oder sogar schwer für mich leicht?
Zum Glück ist noch Zeit es herauszufinden – mit einer kleinen Testtour. Aber dazu ein anderes Mal mehr. Wir starten ja erst in wenigen Wochen die Transalp.
Fazit
Das ist soo typisch ich: Keine Ahnung von nix, aber wenn es spannend und interessant klingt, erstmal ganz schnell – und nur nicht zu viel nachdenken dabei – sagen: „Ja hey, das geht, machen wir, ich bin dabei“. So wurde das Projekt Alpenüberquerung ziemlich schnell konkret.
Davon abgesehen, war die Tour auf den Beslerkopf zum Sonnenuntergang ein lohnenswerter Ausflug mit imposanten Blicken auf die Allgäuer Alpen, wie ich finde. Was sagst du?