Mit dem Gedanken habe ich schon lange gespielt, aber vergangenen Sonntag habe ich am frühen Nachmittag die Zeit für das Vorhaben festgelegt: nämlich jetzt und sofort. Ich spreche von der Erkundung der drei Mountainbike Routen um Heiligenstadt im Leinleitertal in Oberfranken. Für den Anfang habe ich mich für Route Nr. 1 entschieden.
Da mir die Gegend, zumindest mit dem Mountainbike, gänzlich unbekannt war und das Wetter einigermaßen interessant aussah – es war bewölkt aber sonnig, so um die 20 C°, es könnte noch Regen geben oder aber auch ein super sonniger Tag werden – habe ich auch ’ne Spiegelreflex in meinen Rucksack gepackt. Das stellte sich als gute Idee heraus.
Routenplanung
Völlig überflüssig. Wir schreiben doch das Jahr 2011 und da gibt es schließlich GPS. Deshalb habe ich mir lediglich von Frankentracks (coole Seite übrigens) die GPS-Daten geladen und ungesehen auf den Garmin Edge 705 übertragen.
Anfahrt nach Heiligenstadt
Dann noch schnell meine sieben Sachen gepackt, Bike ins Auto geladen und um ca. 14.30 Uhr nach Heiligenstadt aufgebrochen. Wer es vermeiden kann, sollte sonntags wegen der vielen „Sonntagsfahrer“ nicht mit dem KFZ in die Fränkische fahren. Ich konnte es aber nicht vermeiden und so brauchte ich fast eine Stunde nach Heiligenstadt.
Auf der Strecke
Um 15.30 Uhr startete ich mit dem Mountainbike vom Parkplatz in Heiligenstadt – immer dem GPS oder den Schildern mit der Aufschrift MTB 1 nach.
Schon nach wenigen Metern hatte ich nur noch einen Gedanken: Routenplanung. Hätte ich wohl mal besser machen sollen. Es war ein merkwürdiges, sehr ungewohntes Gefühl, zwar zu fahren – voranzukommen – aber überhaupt nicht zu wissen wohin, in welche Richtung. Mir fehlte die innere Orientierung. Komplett. Nach den ersten Kilometern gewöhnt man sich aber daran und es macht Spaß, sich einfach treiben zu lassen.
Zu allem Überfluss habe ich mich dann auch noch sauber in der Zeit verschätzt.
Auf meinen Haus- und Hofstrecken schaffe ich ungefähr 20 Kilometer in der Stunde. Die Mountainbike-Route Nr. 1 ist ungefähr 45 km lang, also etwas über zwei Stunden Fahrzeit – so war mein Plan.
Dass das nichts wird, wurde mir nach dem gefühlten 5. Anstieg klar, als nach 50 Minuten noch keine 9 km auf dem Tacho waren. Dazu kann ich nur sagen, dass mein trainiertes Streckenprofil anders aussieht: Ich fahre erstmal ewig bergab und im Anschluss ewig bergauf, oder eben andersrum. An den ständigen Wechsel war ich nicht so ganz gewöhnt – redete ich mir zumindest ein. Aber egal, ab Minute 50 habe ich das Tempo erhöht – ich wollte ja noch bei Tageslicht ins Ziel kommen und außerdem noch viele Bilder machen. Das braucht Zeit.
Plötzlich war sie wieder da: die Ungewissheit über den Streckenverlauf. Wird meine Kraft reichen für die noch folgenden 35 km? Und was sind das überhaupt für 35 km? Alternativen und Experimente wollte ich vermeiden; hatte ja keine Ahnung wo ich war. Irgendwo auf weiter Flur. Eine ordentliche Routenplanung wäre schon nicht das Schlechteste gewesen.
Streckenführung – manches müsste nicht sein
Bitte versteh mich nicht falsch. Ich fahre sehr gerne Mountainbike. Ich fahre auch sehr gerne bergauf, sogar lieber als bergab.
Bergauf nur des Bergaufs Willen. Müsste nicht sein. Weder Aussicht noch Beschaffenheit des Trails rechtfertigen den kurzen knackigen Anstieg. Maximal der Trainingsaspekt.
Streckenanspruch
Lässt man die Unwägbarkeiten, bedingt durch geographische Unkenntnis und Zeitdruck, außer acht, so war die Route sehr schön zu fahren. Als ich mich auf das ständige Auf und Ab einließ, machte die Strecke sogar richtig Spaß.
Wobei ich aber auch glaube, dass eine ordentliche Portion Kondition Grundvoraussetzung für Spaß auf der Route ist.
Wirklich ein Mountainbike braucht man meiner Meinung nach nur an 2-3 Stellen, der Rest sollte auch gut mit einem Cross- oder Trekkingbike zu meistern sein. Aber cooler – und sicherer – ist es natürlich mit einem Mountainbike.
Bilder von der Tour
Immer wieder boten sich am Streckenrand beeindruckende Landschaften und fotografierenswerte Motive. Meist dann, wenn mir die Puste auszugehen drohte. Aber das war wahrscheinlich reiner Zufall. Meine Bilder will ich Dir natürlich nicht vorenthalten.
Finishing
Meine ursprüngliche Angst, das Ziel nicht mehr bei Tageslicht zu erreichen, erwies sich als völlig unbegründet. So erreichte ich nach drei Stunden (reiner Fahrzeit) und ein paar Zerqeutschten wieder den Parkplatz.
Insgesamt war ich ungefähr vier Stunden unterwegs. Ich habe also etwa eine Stunde fotografiert oder anderweitig verbracht.
Nach der Tour – Cooldown
Am Parkplatz angekommen – während sich mein Puls langsam wieder normalisierte – schweiften meine Blicke wild durch die Gegend, studierten die Umgebung, entdeckten die Sonne am Horizont und blieben am Fotorucksack hängen.
Schwupps die wupps hatte ich die Kamera in der Hand und begann zu experimentieren: mit dem Selbstauslöser und Selbstportraits.
Apropos Selbstportrait: Ich war wahrscheinlich nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte als Folge der Ermüdung als Folge der Erschöpfung als Folge der Tour. Aber naja, was soll’s.
Selbstportrait bedeutet ja (oder kann bedeuten), Auslöser drücken, vor die Kamera stellen und warten bis sie das Bild macht. Vor diesem Hintergrund war ich von Lichtführung, Bildkomposition und Posing, kurz, dem Ergebnis, doch sehr überrascht. Glück gehabt. Hehe.
Technisches: Ich habe das Bild bei Brennweite 20 mm und Blende 6.3 bei einer Verschlusszeit von 1/200 und ISO 100 mit einer DSLR mit Cropfaktor 1,5 (Nikon DX) gemacht. Dabei habe ich die Kamera im manuellen Modus verwendet und ebenfalls manuell vorfokussiert – damit die Schärfe sitzt. Am meisten hat mich der kleine Aufklappblitz der Kamera beeindruckt, wie er es mal so eben mit der großen übermächtigen Sonne aufnimmt. Die Leistungssteuerung des Blitzes erfolgte über iTTL ohne Blitzbelichtungskorrektur.
Mein Fazit
Rückblickend war es eine gut beschilderte Route, die mir Frohsinn bereitete. Kann ich weiterempfehlen.
Es war aber mit Blick auf Bodenbeschaffenheit und Höhenprofil keine Strecke, die ich mir nicht auch in meiner unmittelbaren Umgebung zusammen stellen könnte. Ich müsste nur Berg- und Talfahrten abwechselnder gestalten und hätte hier ein ähnliches Fahrerlebnis.
Aber nichts desto trotz – es gibt um Heiligenstadt noch zwei weitere Mountainbike-Routen die ich noch nicht gefahren bin. Noch.