In den vergangenen Wochen war ich ziemlich häufig in Oberstdorf im Allgäu – allerdings samt mobilen Büro, also nicht nur zum Vergnügen. Aber manchmal, wenn’s dann passt, das Wetter, die Termine, die Leute und die Lawinenlage, dann stehen die Chancen gut, dass so ein Tag neben vielen anderen schönen Tagen im Allgäu zu einem ganz besonderen Highlight wird.
Die Aussichten waren jedenfalls gut, Übernacht hat es etwas Neuschnee gegeben und dass sich die Sonne heute nicht verstecken wird, konnte man bereits während der kurzen Autofahrt ins Kleinwalsertal erahnen.
Während Erika von ulligunde.com ihren VW-Bus lenkte, nutzte Immanuel die Zeit, um mit dem Smartphone noch schnell die kurz vorher aktualisierten Lawinenlageberichte zu laden – die Bedingungen waren gut.
Ich war wieder mit Erika und Immanuel unterwegs. Außerdem war Florian, ein Arbeitskollege von Erika, mit dabei.
Die Tour
Wir vier starteten die Tour, unser Ziel war die Höferspitze, so gegen acht am Parkplatz in Baad im Kleinwalsertal – so wie viele andere auch. Allerdings verlief sich die Menge ziemlich schnell und schon bald waren wir auf dem Weg durch das Bärgunttal ziemlich alleine. Aber das macht ja nix. Eher im Gegenteil.
Ob die Schneebedingungen in diesem mauen Winter gut oder eher nicht so toll waren, kann ich aufgrund meiner geringen Skitouren-Erfahrung nicht wirklich beurteilen. Mir hat es jedenfalls extremst Spass gemacht.
Im ersten Teil, von Baad ins Bärgunttal an der Bärgunthütte vorbei, mit einer eher gemütlichen Steigung – ideal für ein bisschen Smalltalk über’s Fotografieren, Bildbearbeitung, Bloggen, die Berge und überhaupt …
Aber dann ging’s los. Durch einen mit Latschen versetzten, doch schon steileren Hang aufwärts, aber immer noch mit Spassfaktor.
Anschließend folgte ein kurzes, flacheres Stück, bereits mit Blick auf Hohen Ifen, Walmendingerhorn und Grünten, bevor es noch mal steiler – aber für mich noch gut gehbar – wurde. Außerdem lag die Steilstufe nach „gefühlten“ 20 Minuten auch schon hinter uns und man hatte bereits den traumhaften Gipfelhang vor Augen – und den Widderstein im Rücken.
Genau der richtige Augenblick für eine kurze Pause, Essen, Trinken, Aussicht genießen und natürlich für ausgiebigstes Fotografieren.
Auf dem Weg nach oben
Frisch gestärkt – und mit ein paar Aufnahmen mehr auf der Speicherkarte – ging es weiter – das letzte Teilstück nach oben. Ich fand es doch ein bisschen steiler, als es von unten noch wirkte. Auch waren hier die Spitzkehren noch mal schwer gefragt.
Ich weiß nicht warum, aber die Spitzkehren und ich sind noch keine so guten Freunde geworden, auch wenn ’se immer flüssiger werden. Über den Bewegungsablauf denk ich noch viel zu viel nach, als ihn einfach zu machen. Aber das wird schon werden, hoff‘ ich mal.
Überdies wehte auf den letzten Höhenmetern hin und wieder ein doch ganz ordentliches Lüftchen.
Oben angekommen entschieden sich Immanuel und Flo, den Grat noch bis zum Gipfel zu gehen, während Erika und ich – es war just gerade ziemlich windstill – noch einige Fotos machten.
Und dann war er wieder da, der Wind, der Föhnsturm und der Schnee in der Luft. Hui, ziemlich ungemütlich aber auch imposant. D’rum noch ein paar Bilder, bis die Linse vom umherfliegenden Schnee klatschnass war und dann schnell: einpacken, abfellen, Bindung umstellen, Schuhe schließen, Ski anschnallen und …
Die Abfahrt
… los geht’s! Das Herz schlägt schneller. Adrenalin macht sich breit. Mein Blick schweift nach unten. Ins Tal. Ja heidanei, das war doch vorhin beim Aufstieg noch flacher. Viel flacher! Ich wurde leicht nervös. Keine Ahnung warum. Lag’s am Rucksack? Lag’s am Gelände? Hmm, naja, egal. Bevor ich Anfing darüber nachzudenken, machte ich schon die ersten Schwünge. Yippie.
Nachdem ich die ersten Meter überwunden habe – und mich dabei das ein oder andere Mal hinsetzte – kam überaußerordentlich großer Frohsinn auf und die Abfahrt war einfach nur vollgut.
Die Rinne
Wir fuhren, so weit ich das mitbekommen habe, den Gipfelhang nicht wie die anderen Tourengeher entlang der Aufstiegsspur ab, sondern ein bisschen mehr links, weil die Abfahrt da schöner aussah, als die Abfahrt über die Steilstufe an der Aufstiegsspur.
Problem dabei war nur, wir mussten eine kurze aber doch ziemlich steile Rinne überwinden, bevor wir den restlichen Hang mit herrlichem Schnee bis zur Waldgrenze genießen konnten. Aber es hat sich voll gelohnt. Einfach nur genial.
Durch den Wald war es dann noch mal, so rein fahrtechnisch, ein bisschen fummelig, weil ziemlich eng, bevor wir wieder an den anfangs erwähnten Hang mit Latschen kamen. Ein Hang, viele Latschen und wenig Schnee. Das war dann noch mal eine ganz andere Aufgabe. Schönes Skifahren war es in meinen Augen jedenfalls nicht. Ich glaube, ich habe mich dabei auch entsprechend dümmlich angestellt. Aber naja …
Unten meinte Immanuel dann, nach kurzer Wartezeit, ziemlich trocken: „Christian, seh’s nicht als Strafe, seh’s als Übung.“ – und recht hat er.
Wichtiges Wissen: Lawinen-Verschütteten-Suche
Kurze Zeit später waren wir auch schon wieder an der Bärgunthütte. Dabei lagen wir noch super gut in der Zeit und wollten die Gelegenheit für eine kleine Lawinenübung nutzen. Zumal ich bis auf den Besuch des Lawinentags neulich am Nebelhorn und etwas stöbern in Fachbüchern nicht viel Wissen oder gar Routine darin hatte.
Erika erklärte uns – also vor allem Florian und mir, den Ablauf vom Abgang der Lawine, die visuelle Suche, über die Grob- und Feinsuche bis hin zum Sondieren und Ausgraben ganz genau und mega detailliert.
Ich finde, dass kann man gar nicht oft genug hören und noch viel öfter üben. Deshalb trainierten wir im Anschluss noch einzeln, indem wir Erikas Kameratasche mit LVS-Gerät im Schnee vergruben und suchten.
Fazit
Ich fand, es war ein überaus gelungener Tag, den man wohl besser hätte nicht verbringen können, mit tollen Leuten in den Bergen, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Fotografie, angereichert mit etwas Lawinenkunde und einer abschließenden LVS-Übung. Yummie, yummie, irgendwie genau mein Geschmack. Hehe.
Den Artikel von Erika über die Tour findest du übrigens hier: Oberleiwand! Skitour zur Höferspitze.
Wiedermal großartige Bilder! Speziell die von der Lawinenübung gefallen mir richtig gut. Da kann die Ulligunde doch noch einiges lernen 😉
Freu mich schon auf die nächste Tour!
Liebe Grüße,
Erika
Hi Erika,
vielen Dank. Das gleiche denke ich mir auch immer, wenn ich mich durch deine Bilder mit tiefblauem Himmel, strahlender Sonne und unberührten Hängen klicke …
Prima Bilder! Da bekomm ich richtig Lust auf die Berge. Nicht mehr lange, dann kann ich wieder hin.
Hallo David,
vielen Dank für deinen Kommentar – die Sehnsucht nach den Bergen kann ich verstehen.
Wobei ich so langsam auch mal wieder nicht’s gegen fränkischen, schneefreien Fels hätte … 😉
Viele Grüße
Christian
Der fränkische Fels ist (natürlich) schneefrei und schon kletterbar. Letzten Sonntag war ich wieder draußen 🙂