Es war irgendwann im Februar diesen Jahres, ich cruiste gerade durch meine Facebook-Timeline bis ich einen Post mit dem Titel Workshop Kletterfotografie oder so ähnlich erblickte. Und als Dozent kein geringerer als Frank Kretschmann. Genau der Frank Kretschmann, dessen Namen ich ein paar Tage zuvor beim Durchblättern des Marmot Winterkataloges, der mir eher zufällig beim Aufräumen in die Hände fiel, das ein oder andere Mal gelesen habe. Ja wie cool, gleich anmelden, dachte ich, noch ehe ich Foto-Workshop-Beschreibung gelesen habe.
Ein Anmeldeformular auf der Website suchte ich vergebens, einfach – so ganz untypisch für die Zeit – eine Email schreiben, stand da irgendwo. Kurze Zeit später drückte ich im Email-Client auf senden.
Im Vorfeld
Kurze Zeit später kam die Antwort, Platz wäre noch frei und kann teilnehmen. Ja, lässig. Dazu kamen noch ein paar Fragen zu vorhandenem Fotoequipment, Fragen zum eigenen Kletterkönnen – das ich bei mir mal eher so mit „sodala“ beschreiben würde – und Hinweise, welches Kletter-Equipment für den Workshop braucht, Seilklemmen, Grigri, Abseilgerät, Statikseil, etc. und ob man damit vielleicht schonmal gearbeitet hat. Seilklemmen waren für mich bis dahin Neuland. Mittlerweile find’ ich die Dinger eine ziemlich feine Sache.
Damit war eigentlich alles klar. Jetzt heißt es warten bis zum Workshop-Termin. Der Workshop fand zeitgleich, oder auch im Rahmen des Marmot Kletterfestivals Ende Mai statt. Hoffentlich passt das Wetter.
Und dann war es soweit. Also fast. Eine Woche vor dem Termin kam noch mal eine Mail von Frank, mit den Infos, dass wir nicht irgendwelche Kletterer fotografieren werden, sondern – wie lässig ist das denn – Marmot PRO Athleten. Meine Vorfreude steigt noch mehr …
Weiter gab Frank noch kurz Bescheid, dass er unser Equipment soweit passt und keiner noch extra was kaufen muss. Fehlendes bringt er einfach doppelt mit. Aber noch viel mehr interessierte ihn, ob uns noch etwas besonders interessiert, dann würde er sich dafür noch extra vorbereiten.
Ja, aber wie bring‘ ich den Kram an den Fels?
Und tatsächlich gab es was: ich meine wer eine, vielleicht sogar große, Spiegelrefelexkamera mit ein oder zwei Wechselobjektiven hat, kommt, wenn er das Equipment für den Fels packt, zwangsläufig an dem Punkt, an dem er feststellet, eigentlich brauch ich zwei Taschen. Einen Rucksack, in den die Kamera samt Zubehör, das ganze Kletter-Gerödel inklusive Seil und der Proviant oder eventuelle Zusatz-Klamotten kommen. Alles schön kompakt und für längere Zustiege auch gut zu tragen. Beim Klettern sieht’s dann schon ganz anders aus: eine kleine Tasche, die nicht im Bewegungsablauf stört, wenn man sich in der Wand bewegt, um die ideale Position für sein Foto zu finden. Und so klein kann die Tasche dann auch nicht sein: Es muss ja eine Nikon D4 samt 24-70mm f/2.8 und eventuellen Wechselobjektiv rein passen.
Das beschäftigte mich im Vorfeld wirklich intensiv – kam fast nicht mit klar, dass ich keine optimale Lösung parat hatte. Die Antwort von Frank war so kurz wie prägnant: Mach dir keinen Kopf, Taschen und Equipment-Transport sind Workshop-Bestandteil. Pack einfach alles kompakt in einen Rucksack, den Rest machen wir vor Ort. Ich bin – noch mehr – extremst begeistert.
Freitag Nachmittag, ein Tag vor dem Workshop meldete sich Frank Kretschmann noch mal kurz telefonisch und gab den Treffpunkt für morgen durch: 9.30 Uhr am Parkplatz vorm Richard-Wagner-Fels im Trubachtal. Hey, das sind ja gerade mal ungefähr 9 Autominuten von daheim. Wie geil ist das denn!
Der Foto-Workshop Kletterfotografie
Am Samstag morgen machte ich mich auf dem Weg, so dass ich pünktlich am Parkplatz bin. Hat auch fast geklappt. Frank und die anderen Workshop-Teilnehmer – der Workshop war für fünf Teilnehmer – waren schon da. Naja, zumindest zwei. Nach einer kurzen Begrüßung erfuhren wir, dass zwei Teilnehmer noch kurzfristig abgesagt haben und wir nicht mehr werden. Wir waren also nur zu dritt. Das ist ja schon fast wie Individual-Coaching. Höchst genial, wie ich finde.
Equipment-Kunde
Zu Beginn zeigte uns Frank sein Equipment, bzw. die verschiedenen Kameras, Taschen und kleine Helferlein, mit denen er so Arbeit. Dabei stellte ich fest, das wir das im Allgemeinen schon sehr ähnlich machen, vor allem bei der Wahl von Rucksack und Kamera-System. Frank arbeitet auch mit Nikon, hatte aber noch ’ne Olympus O-MD und ’ne Sony A7 dabei und ging kurz auf die Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme, vor allem mit Blick beim Einsatz in der Wand, ein. Das einzige, womit er gar nicht klarkommt (da ist irgendwie alles anderes rum, wie normal, hat er gesagt), ist Canon. Ich musste innerlich ein bisschen grinsen. Zum eigentlich Transport, bei Expeditionen oder so, kommt bei ihm auch der f-stop Satori zum Einsatz, gemixt mit Ortlieb oder LowePro Schulter-/Hüfttaschen. Ich selbst hatte mir vor einigen Jahren mal eine ThinkTank Speed Racer gekauft – aber eher selten verwendet. Das wird sich zukünftig stark ändern.
Aber um nochmal auf meine vorhin erwähnte Problematik mit dem Materialtransport zurück zu kommen. Die Lösung ist so einfach wie genial: Nimm doch ’nen Haulbag. Zufälligerweise hatte Frank auch welche dabei. Da schmeisst du einfach deinen ganzen Kram rein. Seil, Hardware, Proviant, Klamotten und als letztes die Hüfttasche mit dem Kameraequipment, zuziehen, aufsetzen, fertig. Und weil in Franks Bus auch ein 145 Liter Haulbag lag, hab ich das gleich mal ausprobiert, nur das in den Bag mein f-Stop Satori im ganzen rein passte und oben drauf noch genügend Platz für Seile war. Lässigst
Fotografie am Richard-Wagner-Fels
Gut beladen gingen wir vier die paar Meter vom Parkplatz zum Richard-Wagner-Fels, an dem sich die Athleten schon warm machten. In Routen im 8. Schwierigkeitsgrad. So zum Warmklettern. Ich kämpf im 7. Grad, manchmal auch im 6., ohne Ende – und dass, wenn ich warm bin. Aber egal, heute will ich ja fotografieren.
Bevor es los ging, zeigte uns Frank noch, wie er an diese Aufgabe – Sportkletter-Fotografie – rangeht und was er heute von uns so erwartet. Dann überlegten wir zusammen die optimalen Foto-Positionen und die dafür benötigte Brennweite für die doch nicht ganz unbekannte Kletter-Route Magnet (9), die Steve McClure gleich klettern wird. Aber vorher hingen wir noch die Fixseile ein, was ziemlich leicht ging, da man am Richard-Wagner-Fels auch einfach außen herum hoch laufen kann und nicht erst hochklettern beziehungsweise hochjümarn muss.
Dann brachten wir, die Workshop-Teilnehmer, uns in die vorher besprochenen Positionen, checkten kurz die Kameras und warteten, bis Steve bereit war und in die Route einstieg. Frank gab dabei von unten noch Tipps und zog die Fix-Seile nach hinten aus’m Bild.
Danach wechselten wir die Fotopositionen und Steve kletterte die Schlüsselstelle einfach nochmal, ganz so, als ob’s nix wär. Im Laufe des Vormittags kamen noch Anna Laitinen und Gerhard Hörhager als Kletterer und Models hinzu. Neben der Magnet (9) haben wir Gerhard und Anna auch noch in der Fight Gravity (8+) – auch jeder aus verschiedenen Positionen fotografiert.
Neben dem eigentlichen Fotografieren fand ich es aber noch viel spannender zu sehen, wie Frank Kretschmann am – ich nenn’s jetzt einfach mal so – Set mit Menschen, Models und Athleten agiert und was daraus resultiert. Denn ich glaube, neben dem ganzen Technikzeugs, was man zweifelsohne drauf haben muss, kommt’s halt darauf einfach an.
Zwischen dem Fotografieren haben wir noch flugs eine kurze Theorieeinheit zum Thema „Jümarn“, also dem Aufsteigen am Seil eingelegt und es im Anschluss auch kurz selbst ausprobiert. Kann ja mal sein, dass man nicht von oben an den Fels kommt. Also fast immer.
Boulderfotografie im Frankenjura
Nach der Lern-Einheit am Fels stand ein kurzer Stop bei Oma Eichler in Untertrubach an, für Kaffee, leckersten Kuchen und um ein bisschen zu Quatschen, bevor wir uns dann wieder auf den Weg machten, Richtung Boulder-Block. Dümmlicherweise waren einige Blöcke nass, so dass wir erst an der dritten Location Glück hatten.
Aber auch der Block war nicht so ganz trocken, aber ziemlich fotogen, wie ich finde, zum Bouldern für die Profis nicht sonderlich schwer, und somit optimal, um ein paar Boulder-Bilder zu inszenieren.
Die Aufgabe war diese mal so ähnliche wie bei den Kletterfotos, nur ein bisschen anders. Den wir arbeiteten mit Blitzlicht.
Vorher zeigte uns Frank neben den bei allen Teilnehmer bekannten Aufsteckblitzen mit was man sonst noch Arbeiten könnte. Er hatte in seinem Bus noch einen Koffer mit mit den Elinchrom Rangers samt Blitzköpfen und einen Rucksack mit zwei Profoto B1. In der Kiste daneben lagen auch noch ein paar weiche und harte Profoto Lichtformer.
Wir, also vielmehr Frank, entschied sich, die Profotos samt den Magnum Reflektor mit an den Boulder zu nehmen.
Bevor es ans Einrichten des Lichts ging, bekamen wir die Aufgabe, die optimale Position und Perspektive für unser Foto zu finden. Also jeder für sich. Im Anschluss besprach Frank mit jedem von uns den Bildausschnitt und gab noch Tipps.
Nachdem der Bildaufbau stand, ging es ans Thema Licht. Der Reihe nach und auch bei jedem einzeln. So überlegten wir – angeleitet von Frank, wie man das Bild am besten ausleuchten könne und ob es noch irgendwo Aufhelllicht braucht. Dabei verging die Zeit für mich wie im Flug.
Schon auch ein bisschen verrückt, was man mit Blitzlicht im Wald so alles anstellen kann. Ich fand ja das Fotografieren in der Wand schon klasse, aber das Fotografieren beim Bouldern, wo man allen Platz der Welt hat und noch viel mehr ausprobieren kann hat, vor allem durch den Einsatz von Blitzlicht auch einen ganz besonderen seinen Reiz. Mach ich jetzt mal öfters.
Bildnachbearbeitung
Nachdem jeder sein Boulder-Bild hatte, machten wir uns auf den Weg in Richtung Kletterfestival nach Königstein. Aber vorher noch einen Stop in einem Königsteiner Wirtshaus, denn wir hatten doch alle ziemlich Hunger. Während wir aßen, kopierte Frank die Bilder von unseren Speicherkarten auf seinen Rechner.
Nach dem Essen ging es dann an die Bildbearbeitung. Frank hat von jedem Teilnehmer exemplarisch einige Bilder herausgesucht, und demonstriert, wie er die Bilder im RAW-Konverter entwickeln würde und welche Möglichkeiten generell so bestehen. Frank verwendet dabei das Programm Capture One – ein Tool, das mir nicht so ganz unbekannt ist.
So ganz nebenbei sprachen wir noch über Outdoor-Fotografie im allgemeinen, Kletterfotografie im speziellen, die kommerziellen Möglichkeiten für Fotografen, Möglichkeiten der Bildvermarktung, Bildrechte und andere relevante Themen.
Fand ich alles mega höchst interessant. Wirklich Wahnsinn, wenn dir ein Fotograf, dessen Bilder du sowieso gut findest, gegenüber sitzt und dein Fragen beantwortet. Einfach so.
Ich glaube, irgendwann gegen 22.00 Uhr haben wir das Gasthaus dann verlassen und sind noch für einen Abstecher und ein Bier Richtung Festival-Gelände aufgebrochen.
Fazit
Ein intensiver, facettenreicher Tag mit tiefen Einblicken in so viele Bereiche der Kletterfotografie, aber auch mit der Gelegenheit, Profi-Kletter bei ihrer Arbeit zu erleben: ich meine, diese Leichtigkeit, mit der Steve McClure, Anna Laitinen oder Gerhard Hörhager eine 9+ hochsteigen, dabei lächeln und gemütlich Posen, fern ab von der Leistungsgrenze, verglichen mit den eigenen kläglichen Versuchen in deutlich leichteren Routen: schon beeindruckend für mich.
Vielen Dank Frank, für diesen wirklich klasse Workshop und deine Zeit. Beide Daumen hoch.